Morgens Fango, abends Tango
Theateraufführung bei der Weihnachtsfeier des Musikvereins Hundsbach gerät zur Non-Stop-Zwerchfelltortur
Von Margrit Haller-Reif
Forbach – Der kleinste und jüngste Musikverein Mittelbadens hat zuletzt bei den Jubiläumsveranstaltungen anlässlich seines 50. Geburtstags im Oktober dieses Jahres überzeugend bewiesen, was in ihm steckt. Bei der traditionellen Weihnachtsfeier mit Theateraufführung setzte der Musikverein Hundsbach am Wochenende noch einen obendrauf: Für die Gäste im bei zwei Aufführungen jeweils voll besetzten Haus des Gastes geriet Regina Röschs Komödien-Dreiakter „Wenn einer eine Reise tut“ zur NonStop-Zwerchfelltortur
Dass die Gesamtkapelle unter Leitung von Bernd Klumpp fester Bestandteil der Weihnachtsfeier ist, versteht sich von selbst. Mit einer kleinen, aber stimmigen Auswahl in Sachen Blasmusikliteratur festigte sie einmal mehr ihren hervorragenden Ruf. Die „Jubiläumspolka“ läutete einen kurzen Rückblick des ersten Vorsitzenden Martin Schnurr auf die Geschichte des MV-Theaters ein, das bis 1986 im Gasthaus „Forelle“ angesiedelt war. Dem unwirtlichen Nieselpriem draußen vor der Tür trotzten die von Sänger Andi einfühlsam begleiteten Weihnachts-Evergreens „Jingle Bells“ und „White Christmas“. Und dann hob sich der Vorhang für ein wahres Lustspiel um geplante Urlaubsreisen, die letztlich in einen Kuraufenthalt in Bad Füssing und hochamüsante Paarverwicklungen mündeten. Schon der Einstieg mit drei vom Musikfest schwer angeschlagenen Feuerwehrleuten lässt die kommenden Strapazen für die Lachmuskeln vermuten. Noch schwelgen Oswald Krause (Horst Schmieder), Emil Lautenschläger (Andreas Albrecht) und Max Kaiser (Udo Herrmann) in alkoholschwangeren Sprüchen, was den baldigen Urlaub angeht.
Doch bei der Umsetzung haben sich Oswald und Emil leider verspekuliert. Ihre Frauen Helga (Bianca Herrmann) und Betty (Tina Frank) haben diesbezüglich eigene Pläne entwickelt. Die Kaffee- und Pinkelpause bei der Nachbarin Marie Jungbauer (Urgestein: Silvia Albrecht) vor Reiseantritt dient lediglich als Ruhemoment vor dem ehelichen Sturm. Der folgt unmittelbar im „Entwöhnungscamp“ in Bad Füssing, wo die Ehepaare Krause und Lautenschläger landen.
Dort lassen sich Oswald und Emil vermeintlich unbemerkt von Chantal Obermaier (Wiebke Wacker) und „Jacky“ Niedermüller (Silvia Sax) bezirzen – und aushalten. Helga und Betty, beide mittlerweile in jeder Hinsicht aufgefrischt und aufgehübscht, erliegen unterdessen dem Charme von Ferdinand von Cartier (Martin Schnurr) und Adalbert Baron von und zu Schwarzenbach (Tim Albrecht).
Sowohl die weiblichen als auch die männlichen Umgarnungsversuche der als Kurgäste getarnten Betrügerinnen und Hochstapler zeigen zunächst Wirkung. Und zeitigen nebenbei mannigfaltige, äußerst auf- und anregende Turbulenzen. Glaubte doch das vornehmlich auf das Ausnehmen von willigen Opfern spezialisierte und damit bislang höchst erfolgreiche Betrüger-Quartett, in den Krauses und Lautenschlägers „leichte Beute“ gefunden zu haben. Doch sie haben ihre Rechnung ohne die Wirte in Gestalt von Masseur Harry Gruber (Marco Wacker) und seiner Kollegin Susi Weber (Nina Braunegger) gemacht. Zumal auch Helga Krause, was ihren Gatten und seine verflossenen Kurschatten angeht, ihre ureigenen Pläne verfolgte.
In nur 15 Proben ab Mitte Oktober hat die zwölfköpfige MV-Theatermannschaft zusammen mit Regisseur Eckhard Herrmann und Co-Regisseur Ernst Herrmann die Komödie erarbeitet. Die enorme Spielfreude und den Spaß an der charakteristischen Prägung ihrer Rollen muss man dem Ensemble gar nicht erst einimpfen. Die Bühnenpräsenz aller Mitwirkenden sprach Bände.
Ob Sprachwitz, Situationskomik, Mimik oder Ganzkörpereinsatz, unter Einbeziehung von Lokalkolorit wurden sie lustvoll bis ins Detail ausgelotet. Das stimmige Outfit (Miriam Merkel) und die passenden Requisiten (Pia Frank) vervollständigten die Gesamtwirkung des Stücks. Das Publikum spendete tosenden Applaus, obgleich sichtlich erschöpft von einem nahezu zweistündigen Lachmarathon.